Fazit


Auch wenn es schwierig ist, über den Wert dieses komplexen Quellenmaterials ein abschließendes Fazit zu ziehen, soll dennoch hier eine kurze Bestandsaufnahme vorgenommen werden. Grundsätzlich haben sich die hier analysierten Puppengeschichten als ein höchst brauchbarer Zugang zu kindlichen Erlebenswelten und zur (Lese-)Sozialisation erwiesen. Es ist durchaus bemerkenswert, wie differenziert Entwicklungsprozesse vor allem von weiblichen Kindern ‚eingefangen’ wurden. Dass es daneben auch sehr moralisch-normativ ausgerichtete Texte gibt, schmälert nicht den Wert der in vielfältiger Weise emanzipatorisch ausgerichteten Geschichten.

Deutlich wird aber auch
, dass Puppenerzählungen bis etwa in die ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts hinein kreative Impulse setzten, während dann vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus die bekannten älteren stereotypen Klassiker weiter verbreitet wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten sich die Puppenerzählungen neu positionieren. Dabei gab es sowohl Anlehnungen an die restaurativen gesellschaftlichen Tendenzen der 50er Jahre als auch Versuche, konventionellen Lebensformen zu überwinden. Letztlich muss aber konstatiert werden, dass es lange Zeit nicht gelang, das Genre der Puppengeschichten neu zu beleben. Dennoch zeigen mittlerweile eine Reihe aktueller Publikationen, dass es ausgesprochen reizvoll sein müsste, das besondere Potential der Puppenerzählung aufzugreifen und damit innovative Zugänge zu den neuen Medien-Kinderwelten zu kreieren.

Die These der partiellen Übernahme der Puppengeschichten durch das Genre der Kuscheltiererzählung kann durchaus bestätigt werden. Das mag damit zusammenhängen, dass hier das Genderproblem in einer gewissen Weise aufgehoben wurde und zudem der Adressatenkreis überschaubarer ist. Die Zielgruppen sind zumeist Vorschulkinder, so dass die Kuscheltierbücher weitaus stärker mit Bildern als mit Texten arbeiten.

Die ‚Botschaften’ sind relativ klar:
Es geht um Freundschaft, um die kleinen Alltagskonflikte in sozialen Beziehungen, um Begleitung und Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen und manchmal auch um die liebenswert gestaltete Aufbereitung von informativen Sachthemen. Das „Unternehmen Kuscheltier“ ist erfolgreich, möglicherweise deshalb, weil Kuscheltiere in der Nachfolge der aus der Kinderliteratur weitgehend verschwundenen Wichtel und Heinzelmännchen stehen (vgl. Pilgrim-Brückner, 1997).

Das Fazit der hier vorgelegten Analyse
dieses Materials, das im Übrigen bei weitem noch nicht erschöpfend ausgewertet werden konnte, lautet demnach: Beide kinderliterarischen Gattungen, Puppen- und Kuscheltiergeschichten, stellen empfehlenswerte und vielversprechende mediale Formate auch für zukünftige Kinderwelten dar.